Rückblick und Ausblick auf die arbeitsmarktpolitische Landschaft in Tirol

Jan. 09, 2024

Reger Austausch und gute Dynamiken

Zahlreiche Aus- und Weiterbildungsangebote für unsere Mitglieder, Vernetzungstreffen, eine Mitgliederversammlung, inspirierende Exkursionen und Betriebsbesuche, eine Vorstandsklausur sowie eine a.o. und eine ordentliche Generalversammlung, die Vernetzung mit Mitstreiter:innen und Partnerorganisationen, österreichweite Zusammenarbeit mit den arbeit plus Netzwerken vom Neusiedler- bis zum Bodensee, Austausch mit Entscheidungsträger:innen, Öffentlichkeitsarbeit und umfassende administrative Tätigkeiten,… waren es, die 2023 den gemeinnützigen Verein arbeit plus – Soziale Unternehmen Tirol auf Trab gehalten haben!


Zu den wesentlichen Neuerungen zählen u.a. die Neustrukturierung des Vorstandes, die es erlaubt, noch unbürokratischer und im Sinne der Mitglieder agieren zu können, die Übernahme der Rolle als stv. Vorstandsvorsitzende im bundesweiten Netzwerk von arbeit plus – Soziale Unternehmen Österreich durch arbeit plus Tirol Geschäftsführerin Melanie Spangler, eine neu aufgesetzte Website, Verstärkung in der Öffentlichkeitsarbeit und enge Kooperationen, etwa mit dem Management Center Innsbruck beim Erstellen einer Angebotslandkarte als Grundlage für den Zukunftsdialog mit dem AMS. Abschied und Willkommen hieß es bei der Generalversammlung: Renè Ladstätter legte per Jahresende seine Tätigkeit als Vorstandsmitglied von arbeit plus Tirol zurück, ein neuer Vorstand, bestehend aus Christine Regensburger, Thomas Holzer und Markus Prajczer, wurde formiert. Wir bedanken uns herzlich bei René für die gute Zusammenarbeit und für sein langjähriges Engagement!

Zu den Meilensteinen zählten u.a. die Aktivitäten rund um den Tag der Erwerbsarbeitslosen Ende April und anlässlich des Internationalen Tages der Menschenwürdigen Arbeit im Oktober. arbeit plus Tirol konnte hierbei mit medienwirksamen Aktionen auf die Problemlagen, mit denen sich Langzeiterwerbsarbeitslose konfrontiert sehen, hinweisen. So wurden anhand einer künstlerischen Intervention des Kollektivs Kollinski sozial Fragen wie „Was bedeutet menschenwürdige Arbeit und was braucht es dafür?“ erörtert und Soziale Unternehmen aus unserem Netzwerk einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt.

 

Ein starkes, wachsendes Netzwerk

Ein weiteres Highlight für arbeit plus – Soziale Unternehmen Tirol war der Zuwachs von 8 auf 12 Mitgliedsorganisationen! Im Vorjahr durften wir die Artis Integrations gemGmbH, die Arbeitskräfteinitiative Tirol - AKI gem. GmbH, Zesa - Zentrum für Soziale Arbeit - Betriebliche Sozialarbeit als reguläre Mitglieder sowie die Trainingsmaßnahme Projekt ASTRA von Ibis Acam als a.o. Mitglied in unserem Netzwerk willkommen heißen. Der Zusammenschluss und die Bündelung der Kräfte erlaubt es uns, Synergien gut zu nutzen und gemeinsam noch stärker für gute Rahmenbedingungen für unsere Mitglieder einzutreten und somit noch mehr für vom Arbeitsmarkt benachteiligte Menschen zu erreichen.V

 

Turbulenzen

Als äußerst turbulent erwies sich das Jahr 2023 für die Sozialen Unternehmen im Netzwerk von arbeit plus Tirol ab Mitte des Jahres, sahen sich unsere Mitglieder vor allem damit konfrontiert, wie die angekündigten drastischen Einsparungen umzusetzen seien. Förderstopps und massive budgetäre Einschnitte für die Sozialen Unternehmen standen im Raum, ein Kahlschlag der Aktiven Arbeitsmarktpolitik in Tirol war zu befürchten – und das mit immensen Auswirkungen - nicht nur auf die Sozialen Unternehmen und deren Mitarbeiter:innen selbst, sondern vor allem auch für jene Menschen, die von den Sozialökonomischen Betrieben, den Gemeinnützigen Beschäftigungsprojekten, den Qualifizierungsangeboten und den Beratungseinrichtungen dabei unterstützt werden, wieder am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Der Austausch unter den Mitgliedern intensivierte sich, gemeinsam setzten wir uns – in enger Kooperation mit arbeit plus Österreich - dafür ein, Entscheidungsträger:innen durch Positionspapiere, Lobbying- und Öffentlichkeitsarbeit die aktuelle, gesellschaftspolitische Relevanz Sozialer Unternehmen zu verdeutlichen.

 

Wenn sich die Nebel lichten

Die Budgetrede des BM für Finanzen, Magnus Brunner, am 12. Oktober 2023 und die resultierende Bekanntgabe des Arbeitsmarktbudgets durch BM Kocher brachten Entlastung: Das Budget für den Arbeitsmarkt für das Jahr 2024 beträgt 9,35 Mrd. Euro. Davon stehen dem AMS insgesamt 1,42 Mrd. zur Verfügung. Diese Erhöhung gegenüber der angedrohten stark verminderten Summe konnte aufgrund der Auflösung der Arbeitsmarktrücklage erzielt werden, was nun auch eine – im Vergleich zur ursprünglichen Planung – relativ gute Budgetausstattung für das AMS in Tirol ermöglicht.

 

arbeit plus – Soziale Unternehmen Tirol begrüßt, dass somit der Großteil der Projektlandschaft der Sozialen Unternehmen in Tirol aufrechterhalten werden konnte. Dank der Unterstützung durch weitere Kooperationspartner:innen wie dem Land Tirol und der Stadt Hall konnte auch die drohende Schließung der Teilbetriebe des Verein WAMS verhindert werden – ein wichtiges Zeichen, zumal die Notwendigkeit von niederschwelligen Qualifizierungen im Bereich von sogenannten „klimarelevanten Jobs“ und der dringliche Bedarf an Green Skills klar gegeben ist. Soziale Unternehmen wie die CONRAD-Fahrradwerkstatt des Verein WAMS zählen zu den Pionier:innen der Verknüpfung von ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit – und können somit eine aktive Rolle in der „grünen Transformation“ spielen, wie auch aktuelle Studien belegen.

 

Unser Dank gilt all jenen, die sich so intensiv dafür eingesetzt haben, die bestehende, den regionalen Bedarfen angepasste, Landschaft der Sozialen Unternehmen in all ihrer Diversität zu erhalten: den Kunden und Kundinnen, die sich mit Solidaritätsbekundungen für die Sozialen Unternehmen stark gemacht haben, den Bürgermeister:innen, Wirtschaftspartner:innen und anderen politischen Entscheidungsträger:innen, die sich für einen Fortbestand eingesetzt haben. Und nicht zuletzt den Mitarbeiter:innen, die trotz unsicherer Arbeitsbedingungen den Sozialen Unternehmen treu geblieben sind und flexibel auf die Situation reagiert haben!

 

Prognose: wolkig

Somit konnten sich die düsteren Nebelschwaden am „arbeitsmarktpolitischen Himmel“ wieder ein wenig verziehen. Doch leider kann für 2024 noch keinen Sonnenschein verlautbart werden: die „Entwarnung“ gilt vorerst bis September 2024, danach soll es zu einer Redimensionierung der Angebote kommen. Jedenfalls wurde Zeit gewonnen, die es nun gilt, sinnvoll und im Dialog zu nutzen – auch angesichts weiterer Unsicherheiten aufgrund der Budgetverhandlungen nach der Nationalratswahl 2024.

 

Gute Wünsche fürs Neue Jahr

Wir wünschen uns, dass die Sozialen Unternehmen mit ihrer Expertise von Kooperationspartner:innen und Entscheidungsträger:innen ernst- und von der Wirtschaft als kompetente Partner:innen wahrgenommen werden. Soziale Unternehmen haben ihre tragende Rolle in den im Regierungsprogramm verankerten Bestrebungen im Kampf gegen Klimawandel und Armut sowie für mehr soziale Sicherheit unter Beweis gestellt und sind bereit, dies auch weiterhin zu tun.

 

Um dies zu gewährleisten, braucht es allerdings Planungssicherheit und adäquate Rahmenbedingungen für Soziale Unternehmen. Wir wünschen uns mehrjährige Verträge, die längerfristige Planung und eine flexible, aktuellen Dynamiken entsprechende Entwicklung erlauben.

 

AUF EIN SONNIGES 2024! ☀️


Sujetfoto: © H. Könighofer | arbeit plus Tirol

 

Moos mit Sonnenstrahlen als Hoffnungs-Symbol
Share by: